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Saisonrückblick

Nach elf Jahren Zugehörigkeit musste sich die erste Mannschaft des TSV 03 Wolfskehlen aus der Landesliga Süd verabschieden und sich auf eine veränderte Situation in der Bezirksoberliga einstellen. Die Abteilung Fußball blickt sicherlich mit Stolz auf die letzten erfolgreichen 13 Jahre Wolfskehler Fußball zurück, aber nichts ist bekanntlich vergänglicher als sportlicher Ruhm und so gingen dann auch Spieler und Verantwortliche mit Optimismus und gewisser Neugierde auf die Saison 1993/1994 in neuer Umgebung zu. Man hoffte im TSV-Lager angesichts der vielen Kreis-Derbys in dieser Klasse auf eine entsprechende Attraktivität, wurde aber in dieser Hinsicht enttäuscht. Die Zuschauerzahlen gingen etwas unerwartet gegenüber der Landesliga gewaltig zurück, wobei vor allem viele frühere Wolfskehler Fans, die in vielen entscheidenden Landesligabegegnungen den Rücken stärkten, den Spielen in der Bezirksoberliga fern blieben. Eine bedenkliche Entwicklung, aber auch das fußballerische Niveau ist gegenüber der Landesliga weitaus schwächer, wobei sich auch leider die TSV-Mannschaft in vielen Phasen aus verschiedenen Gründen diesen schwachen Vorstellungen anpasste. Trotz des Abstiegs bereitete sich die Abteilung Fußball gewissenhaft vor, stellte frühzeitige die Weichen für die Bezirksoberliga, ohne allerdings zu wissen, welche Turbulenzen und Tragik auf sie zukommen sollten. Mit Hans-Dieter Wacker wurde ein klassifizierter Trainer verpflichtet, ohne auch nur im geringsten ahnen zu können, daß dieser nur noch wenige Wochen zu leben hatte. Der Landesligakader blieb im großen und ganzen zusammen: den Abgängen von Jochen Dörr und Wolfgang Gunkel zum SC Griesheim, Gunther Hill zum TSV Eschollbrücken, sowie Alexander Grimm, standen mit Salih Egri und Marco Lorenz zwei Zugänge zur Verfügung, die auf Anhieb den Sprung in die erste Mannschaft schafften und denen der A-Jugendliche Ingo Röder folgte. Die Saison 1993/1994 war gekennzeichnet von vielen unerwarteten Unzulänglichkeiten und harten Schicksalsschlägen. Nach gutem Start belegte die Mannschaft nach zehn Spielen bei nur zwei Niederlagen und einem deutlichen Heimsieg gegen den späteren Meister TSV Neustadt mit 13:7 Punkten den fünften Tabellenplatz und gehörte zu den Spitzen-Teams der Liga. Wie aus heiterem Himmel schlug der plötzliche Tod des beliebten Trainers Hans-Dieter Wacker nach einer heimtückischen Krankheit im gesamten südhessischen Fußball und insbesondere beim TSV 03 wie eine Bombe ein und hinterließ äußerst negative Spuren. In einem mit großem Entgegenkommen vom Bundesligisten Eintracht Frankfurt kurzfristig arrangierten Benefizspiel verfolgten 3500 Zuschauer eine Partie zwischen einer gemischten Mannschaft aus Griesheim, Büttelborn und Wolfskehlen gegen den damaligen Spitzenreiter der Bundesliga, wobei das Ergebnis von 4:1 zu Gunsten der Frankfurter nebensächlich war. Die Einnahmen flossen bekanntlich den Hinterbliebenen des Trainers zu. Die TSV-Mannschaft verkraftete diesen Verlust zunächst einmal nicht so schnell. Kapitän Joachim Hammann und Rolf Schuchmann übernahmen das Training, aber die TSV-Akteure fanden nicht zu ihrer Stärke zurück. Eine 0:6 Schlappe beim FCA Darmstadt läutete eine Negativserie von 4:16 Punkten in den folgenden 10 Begegnungen bei nur einem Sieg gegen Schlußlicht TS Ober-Roden ein, die die Mannschaft auf den 12. Tabellenplatz abrutschen ließ. Akute Abstiegsgefahr drohte. In der Winterpause wurde dann mit Heinrich Fein ein alter Bekannter als Trainer verpflichtet, dessen Aufgabe in erster Linie darin bestand, die mannschaftliche Geschlossenheit wieder herzustellen und die Leistung zu stabilisieren, was ihm bravourös gelang. Die Mannschaft wartete zwar weiterhin mit recht unterschiedlichen Leistungen auf, aber sie konnte sich auf dem neunten Tabellenplatz einpendeln, wobei eine Serie von 9:3 Punkten aus den letzten fünf ungeschlagenen Spielen für den frühzeitigen Klassenerhalt sorgte. Diese recht wankelmütigen Vorstellungen der TSV-Mannschaft waren allerdings in der Rückrunde in erster Linie auf ein großes Verletzungspech zurückzuführen. Mit Clemens Hammann, Volker Hofmann, Ingo Röder, Thomas Kissel, Volker Ewald und Thomas Bork standen gestandene Leistungsträger wegen schwerer Verletzungen teilweise wochenlang nicht zur Verfügung. Auch Joachim Hammann musste oftmals wegen schmerzhafter Blessuren passen. Hinzu kam der unrühmliche und unverständliche Ausstieg von Jesus Martinez zu Beginn der Rückrunde und auch Mirko Richter konnte wegen eines Praktikums in München in der Schlußphase der Saison nicht mehr eingesetzt werden. Erfreulich war die Tatsache, daß mit Marco Lorenz, Salih Egri, Ahmet el Haddadi, Martin Ewald und Thomas Bork gleich fünf Akteuren der Sprung in den Kader der ersten Mannschaft gelungen ist. So beendete die TSV-Mannschaft die erste Saison in der Bezirksoberliga mit einem ausgeglichenen Punktverhältnis von 34:34 Zählern und einem Torverhältnis von 49:50 Treffern auf dem neunten Tabellenplatz. Während die Abwehr wie bereits in der Landesliga zu den stärksten der Liga gehörte, haperte es wiederum gewaltig im Angriff, zumal von den 49 Treffern allein Libero Horst Hammann 12 erzielte. Obwohl Horst Hammann aufgrund einer Leistenoperation in der Winterpause in einem Spiel passen musste, absolvierte er erneut die meisten Begegnungen, nämlich 33. Auf 32 Einsätze brachte es Marco Lorenz, der schließlich wegen einer roten Karte in Mörfelden, die zwei Spiele Sperre nach sich zog, um den Lohn vom Einsatz in allen 34 Begegnungen gebracht wurde. Aufgrund der Verletzungsmisere wurden insgesamt 24 Spieler eingesetzt, auf die sich die Einsätze folgendermaßen verteilen: Horst Hammann 33, Marco Lorenz 32, Rainer Schäfer 30, Salih Egri 30, Frank Lohr 29, Thomas Müller 29, Joachim Hammann 26, Volker Hofmann 24, Mirko Richter 22, Thomas Kissel 20, Clemens Hammann 19, Ingo Röder 18, Jens Turnsek 18, Ahmet el Haddadi 17, Heinz Hammann 16, Volker Ewald 16, Hans-Jörg Nagel 13, Thomas Bork 11, Martin Ewald 10, Jesus Martinez 7, Heiko Büßer 5, Manfred Schäfer 2, Christoph Leiß 2, Gerald Dörr 2.
Die 49 Tore teilten sich: Horst Hammann 12, Salih Egri 6, Joachim Hammann 5, Clemens Hammann 4, Rainer Schäfer 4, Thomas Bork 4, Thomas Kissel 3, Thomas Müller 3, Volker Hofmann 3, Ingo Röder 2, Martin Ewald 2, Marco Lorenz 1.    

(Manfred Gollenbeck)

Das Highlight der Saison

TSV 03 - FC Fürth 3:0 (1:0)

Zehn Minuten vor dem Abpfiff machte der Satz des Tages die Runde auf der Wolfskehler Tribüne: "Wir sind gerettet." Da war nämlich die Kunde nach Norden gedrungen, daß Eintracht Rüsselsheim in Riedrode gewinnen würde. Der TSV Wolfskehlen führte zu diesem Zeitpunkt gegen den FC Fürth mit 2:0 und rettete mit dem 3:0 (1:0) seine Klassenzugehörigkeit zur Bezirksoberliga auf direktem Wege. Das war nicht so einfach, wie es das Ergebnis sagt, die Fürther machten es der Mannschaft von Trainer Heinrich Fein schwer. Nach einem Schreckschuß in der 6. Minute - Mirko Richter mußte einen wuchtigen Kopfstoß von der Torlinie befördern - neutralisierten sich die Kontrahenten in der Folgezeit. Forts spielerische Qualitäten hielten sich mit dem Kampfgeist der etwas verkrampften Wolfskehler etwas die Waage. Die Erlösung gelang kurz vor dem Halbzeitpfiff - wem anders als dem mitreißenden Mannschaftskapitän Horst Hammann? Er stieß eine genau getimte Ecke von Volker Ewald aus elf Metern ins lange Eck zum 1:0. Gleich im Gegenzug rettete Volker Ewald auf der Linie die Führung in die Pause. Mit entschlossenen Gesichtern kam die Fein-Elf aus der Kabine und übernahm das Kommando. Mirko Richters Lauffreude, Reiner Schäfers Zweikampfstärke, Horst Hammanns nimmermüdes Antreiben, Ingo Röders Spurts und Joachim Hammanns glänzendes Spiel mit und ohne Ball mußten sich doch auszahlen. Mit Gegners Hilfe: Ingo Röder stand bei einem mißglückten Befreiungsschlag von Fürths Torhüter Fath richtig, zog ab und riß schon die Arme hoch, als der Ball noch zehn Meter vom Tor entfernt war - 2:0 sechs Minuten nach Wiederanpfiff. Jetzt fiel eine Last von der Mannschaft und wunderbarerweise durfte Volker Ewald seine ungemein starke Vorstellung auf der linken Mittelfeldseite fünf Minuten vor Schluß aus 16 Metern mit dem 3:0 krönen.
TSV Wolfskehlen: Lohr, Richter, Horst Hammann, R. Schäfer, Turnsek, Heinz Hammann, V. Ewald, Lorenz, Röder (86. M. Schäfer), C. Hammann, J. Hammann (67. Bork).

(Heimatzeitung)

Trauer um Otto Hammann

In tiefe Betroffenheit wurden alle Sportler und Verantwortlichen des TSV 03 Wolfskehlen gestürzt, als die Nachricht vom Tod ihres langjährigen Platzwartes Otto Hammann wie ein Lauffeuer die Runde im Ortsteil Wolfskehlen machte. Besonders in den Abteilungen Fußball, Jugendfußball und Leichtathletik, die ein besonders enges Verhältnis zur Institution Otto Hammann pflegten, zog der völlig überraschende Tod des zum lebenden Inventar des Wolfskehler Sportgeländes gehörenden Platzwartes große Trauer nach sich. Fast 30 Jahre war für Otto Hammann, der im Jahre 1966 die Funktion des Platzwartes übernahm, nach seinem eigenen Wohnhaus das Sportgelände des TSV Wolfskehlen seine zweite Heimat, in der er jede freie Minute verbrachte. Ob noch als aktiver Postbeamter oder in den letzten Jahren als Pensionär, war er Tag und, wenn notwendig, auch in der Nacht, ob wochentags, sonntags oder während irgendwelcher Feiertage am Sportplatz anzutreffen und wußte im wahrsten Sinne des Wortes, wo welcher Hund sein Häufchen hinterließ. Bereits morgens in aller Frühe brachte ihn sein Fahrrad das erste Mal in Richtung Sandkaute, die er in der Regel - nach Unterbrechungen durch häusliche Aufenthalte - erst wieder am Abend verließ. In fast 30 Jahren begleitete Otto Hammann nahezu alle Trainingseinheiten der aktiven Fußballer ebenso, wie er die Heimspiele aller Fußballmannschaften einschließlich Jugendfußball, die zahlreichen leichathletischen Veranstaltungen, viele Feste in Zelten und um die Grillhütte hautnah verfolgte. Die Veranstaltungen, bei denen Otto Hammann nicht persönlich anwesend war, sind an einer Hand abzuzählen. Krankheit und Urlaub waren für ihn Fremdwörter. Je nach Wetterlage wurden die Trainingsfelder für die aktiven Fußballer individuell vorbereitet und mit kaum beeinflußbarer Konsequenz verteilte er die Einsäze der Mannschaften auf den Rasenplätzen, scheute dabei zu Gunsten der Qualität und des guten Zustandes der Spielfelder auch keine Kontroversen. Als Otto Hammann 1966 das Amt des Platzwartes übernahm, verfügte der TSV 03 über ein altgedientes Spielfeld - mehr Sand- als Rasenplatz. Danach war er stetiger Begleiter vieler Baumaßnahmen, wie beispielsweise Bau des neuen Hauptspielfeldes, Bau des Sportheimes mit ca. zehn folgenden Umbaumaßnahmen, Anlegung des zweiten Rasenspielfeldes, Umwandlung des alten Spielfeldes in einen Tennenplatz, Bau und Erweiterung der Grillhütte und vieles mehr. In diesen fast 30 Jahren leistete Otto Hammann, der nichts mehr scheute, als öffentliche Auftritte bzw. Dankbarkeits- und Ehrungszeremonien, unzählige Arbeitsstunden für den TSV 03 und auch für die Gemeinde Riedstadt, die er durch seinen unübertrefflichen Einsatz entlastete. In der letzten Ausgabe des TSV-Kuriers zierte sein Bild die Titelseite mit der treffenden Überschrift: "Was wäre der TSV ohne ihn?". Nun stellt sich die schwierige Frage für den TSV: "Was macht der TSV ohne ihn?". Zusammen mit Frau Meta und Sohn Volker sorgte Otto Hammann stets für Ordnung und Sauberkeit im gesamten Sportgelände. Er wird dem TSV 03, seinen Sportlern und Führungskräften künftig sehr fehlen, das Umfeld des Sportplatzes wird um ein Original ärmer sein. Auch seine markanten, oftmals bissigen und manchmal auch zweideutigen aber stets grundehrlich gemeinten Kommentare zum Ortsgeschehen, über das er stets bestens informiert war, werden alle, die ihn gut kannten vermissen. Es ist sehr schmerzlich, daß er nicht mehr unter uns weilt.
(Manfred Gollenbeck)

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