Da ist er nun, der letzte Spieltag der Saison 2000/2001. Unsere Mannschaft steht jenseits von Gut und Böse und es bietet sich an, bereits vor der letzten Begegnung mit der SKG Stockstadt ein kleines Resümee zu ziehen. Ob es nun im Endeffekt Rang neun, zehn oder elf werden wird bleibt sich gleich, die Saison muss unter der Rubrik enttäuschend abgehakt werden, denn nicht nur insgeheim hatten wir wieder mit einem Platz unter den ersten fünf gerechnet. Dass diese Vorgabe realistisch war, zeigt die aktuelle Tabelle: der Drittplatzierte, Olympia Biebesheim, ist gerade einmal sechs Punkte von uns entfernt, der angepeilte fünfte Platz gar nur vier Punkte. Schwerwiegender und ungleich erschreckender indes ist die Tatsache, dass auch der letzte Platz gerade einmal sechs Punkte entfernt ist und der Abstiegsrelegationsplatz auch nur fünf. Beginnen wir also mit der Ursachenforschung. Für mich liegt der Hauptgrund für die durchwachsenen Leistungen im personell doch arg dünnen Erstmannschaftskader begründet. Das vielgerühmte Rotationsprinzip, vernünftiger Aufbau nach Verletzungen, aber auch disziplinarische Maßnahmen waren kaum zu verwirklichen. Mit Johannes Berkhoff, Uwe Erhard, Ingo Röder, Giovanni Romano, Jürgen Seidel und Mathias Voigt haben wir in den beiden letzten Jahren aus den unterschiedlichsten Gründen sechs Spieler verloren, die (mit Ausnahme des Nachwuchsspielers Berkhoff) zur Stammelf gehörten und zum Teil nicht adäquat ersetzt werden konnten. Berücksichtigt man zusätzlich die Unzahl schwerwiegender Verletzungen im Verlauf der Saison - allein im Bereich der ersten Mannschaft fielen Mirko Richter (Bandscheibenvorfall), Daniel Schmiele, Uli Höllenriegel und Erik Bahl (Bänderrisse), Gunther Schäfer (Fußzehbruch), Dirk Bilinski (Leistenoperation), Martin Ewald (diverse Stürze), Clemens Hammann und Daniel Schnölzer (Achillessehnenprobleme) sowie Stefan Hahn (Bandscheiben) über Wochen, wenn nicht Monate aus - so muss man erkennen, dass sich die erste Mannschaft häufig fast von selbst aufstellte und die Reservemannschaft in diesen Zeiten nur durch Aushilfen der Soma und AH Spielausfälle vermeiden konnte. Besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang einmal mehr Volker Ewald, Andreas König, Michael Schaffner und Rolf Schuchmann die an zahlreichen Wochenenden Doppeleinsätze flogen. Erschwerend kam hinzu, dass mit Erik Bahl eine absolute Stütze der Mannschaft für vier Monate in den USA weilte und die Abiturienten Enno Gräf, Boris Jäger, Jochen Schäfer und Jens Schupp dem Prüfungsstress und den Strapazen der ersten Aktivensaison im Frühjahr Tribut zollen mussten und, was verständlich ist, nicht mehr an die zuvor gezeigten Leistungen anknüpfen konnten. In diesem Zusammenhang ist mir die Ungeduld vieler altgedienter Fans suspekt. Wir haben im Moment einige junge und talentierte Spieler, doch sollte man ihnen bitteschön auch die Chance geben, zu reifen. Dass das nicht von heute auf morgen geht, müsste eigentlich jedem klar sein, trotzdem begann die zum Teil unsachliche Kritik nach vier gewonnenen Spielen in Serie sofort wieder nach der ersten Niederlage gegen Gustavsburg. Damit und mit Sätzen, die mit "Damals, in der Landesliga..." beginnen, ist in unserem Verein niemandem gedient. Die Landesliga war ein schönes Märchen, das unter den gegebenen Umständen nicht wiederholbar ist. Vergleiche mit der SG Dornheim verbieten sich aufgrund der völlig anderen Infastruktur. Selbst der Sinn eines Aufstiegs in die Bezirksliga wird für mich dann zweifelhaft, wenn man den enormen finanziellen Aufwand sieht, mit dem manche Vereine mittlerweile bereits dort wirtschaften, um letzten Endes auch nur durchschnittliche Leistungen zu erzielen. Der Club aus einem Stadtteil Pfungstadts, der in den letzten Jahren als Anziehungspunkt für einige ehemalige TSV-Akteure diente, mag dafür das beste Beispiel sein. Doch genug davon. Gut für den TSV, dass mit Jens Turnsek und Manfred Schäfer zwei Spieler reaktiviert werden konnten, die sich bereits in die AH verabschiedet hatten und im Moment nicht aus der ersten Elf wegzudenken sind. Manfred Schäfer ist für mich der Wolfskehler Spieler der Saison, da seine Art Fußball zu spielen, gepaart mit der ihm eigenen positiven Ausstrahlung auf seine Nebenleute momentan einzigartig bei uns ist. Nur einmal konnten wir in dieser Saison personell aus dem Vollen schöpfen. Direkt nach der Winterpause, topfit und bestens motiviert, wurde gegen die zu diesem Zeitpunkt noch ambitionierte Biebesheimer Olympia das gesamte Potenzial abgerufen und beim 2:1 Erfolg die beste Saisonleistung gezeigt. Ansonsten war die Mannschaft zu wankelmütig und offensichtlich auch charakterlich nicht gefestigt genug. Spiele mit schwächer postierten Mannschaften (die gibt’s wirklich noch) wurden häufig zu lasch angegangen. Die Folge: gegen Raunheim, Gernsheim, Astheim, Leeheim und Gustavsburg wurden gerade einmal neun von dreißig möglichen Punkten geholt, ein einziger Sieg, ein 4:0 in Gustavsburg sprang in diesen Duellen heraus. Von Trainerseite wurde sicher auch nicht alles richtig gemacht. Die Trennung von Jürgen Best war vor allem auf seine fehlende Bindung zur Mannschaft zurüchzuführen und auch ich habe meine selbst gesteckten Ziele (Rang 5, konsequente Verjüngung) verfehlt. Das Minimalziel Klassenerhalt erreicht zu haben werte ich für mich persönlich nicht als Erfolg. Nichtsdestotrotz bin ich zuversichtlich, dass unsere jungen Akteure im abgelaufenen Jahr viel gelernt haben und bereits in der kommenden Saison unter dem Wunschtrainer Frank Lantermann von ihren Erfahrungen profitieren werden. Wie positiv das Stahlbad Abstiegskampf entwicklungsfähige Spieler prägen kann, dafür ist unser heutiger Gast der beste Beweis. Noch ein Wort zur Vertragsamateurregel. Lediglich eine Handvoll Vereine der A-Liga - neben dem TSV noch die SKG Stockstadt, Olympia Biebesheim, FC Leeheim und Italia Groß-Gerau - verzichteten in der Winterpause auf Neuzugänge, der Rest rüstete zum Teil gewaltig auf. Selbst der Nachbar TSV Goddelau holte mit Stefan Sturm und Rani Tiguenmas zwei Symbolfiguren aus erfolgreicheren Zeiten zurück und hatte es besonders Sturm zu verdanken, dass er sich aus dem Abstiegsschlamassel heraushalten konnte. Den Vogel aber schoss Germania Gustavsburg mit sieben Neuzugängen ab. Eine Siegesserie zu Beginn des neuen Jahres schien diesem Aufwand zwischenzeitlich Rechnung zu tragen, doch muss die Germania heute unbedingt gewinnen, um nicht doch noch abzusteigen. Für mich hilft diese Regelung dem Amateurfußball kein bißchen weiter, sondern dient den Wandervögeln unter den Kickern dazu, noch einmal mehr pro Saison abzukassieren. Und manche Sportkameraden sieht man dann mit etwas Glück drei- oder viermal pro Saison, so geschehen z. B. bei Sascha Engelmann, der uns zunächst zweimal mit dem SV Geinsheim beehrte und dann noch einmal mit der SKG Bauschheim in Wolfskehlen zu Gast war. Wobei dieser Akteur mit Sicherheit nicht zu den Abzockern der Branche gehört, sondern seinen Wechsel aus privaten Gründen vollzog. Solide wirtschaftende Vereine, die ihre Akteure selbst auszubilden und auf Spielergehälter verzichten, können durch die plötzlich verstärkte Konkurrenz um den sportlichen Lohn ihrer Arbeit gebracht werden. Die Negativserien von Olympia Biebesheim, Italia Groß-Gerau oder auch unserer Mannschaft im Jahr 2001 liegen zu einem Teil sicher auch darin begründet. Dem FC Leeheim droht trotz imposanter Siegesserie sogar der Abstieg. Schön, dass mit der SKG Stockstadt wenigstens ein Verein aus dieser Reihe dem Trend trotzen konnte. Bereits im Frühjahr hat indes das Rennen um die Heilsbringer für die kommende Saison begonnen. An der Spitze liegt momentan die SKV Büttelborn, die mit einigen namhaften Neuzugängen erneut in den Aufstiegskampf eingreifen will. Ob die gewagten Investitionen Früchte tragen werden, wird sich zeigen. Es wäre jedenfalls nicht zum ersten Mal, dass ein Nobody die Konkurrenz das Fürchten lehrt. Schaun mer mal.
Zum Kehraus 0:0 gegen Stockstadt
Zum Abschluß der Saison 2000/2001 kam die erste Fußballmannschaft des TSV 03 Wolfskehlen zu einem verdienten 0:0 Unentschieden gegen den Aufstiegsrelegationsteilnehmer SKG Stockstadt und landete mit 46:52 Toren und 34 Punkten letztlich auf Rang 9.
Zum Spiel: Zum Abschluss ihrer Karriere bot Trainer Horst Hammann noch einmal die alten Recken Clemens Hammann und Manfred Schäfer in der Stammformation auf und setzte gegenüber den letzten Begegnungen insgesamt wieder etwas mehr auf Routine. Nachdem die erwartete Stockstädter Drangphase zu Beginn der Begegnung lediglich einige harmlose Fernschüsse hervorgebracht hatte, griff auch unser Team gestalterisch in die Begegnung ein und setzte sofort ein Ausrufezeichen. Der starke Boris Jäger hatte sich auf der rechten Aussenbahn gegen zwei Gegner durchgesetzt, seine Flanke wurde aber von Hans-Jörg Nagel nicht erreicht. Mitte der ersten Hälfte dann die große Chance zur Führung. Manfred Schäfer hatte Uli Höllenriegel frei gespielt, doch dieser scheiterte alleine vor Stockstadts Keeper Mager an dessen Blitzreaktion. In den letzten Minuten vor der Pause erhöhten die Gäste noch einmal den Druck scheiterten aber immer wieder am jungen Wolfskehler Torhüter Enno Gräf. Seine größte Tat vollbrachte Gräf fast mit dem Pausenpfiff, als er einen Flachschuss des dynamischen Stockstädter Spielführers Panak um den Pfosten drehen konnte.
Nach der Pause und mit der Kunde der klaren Rüsselsheimer Führung in Leeheim verflachte die Begegnung zusehends. Beide Mannschaften nutzten die Gelegenheit zu zahlreichen Wechseln, hatten aber jeweils auch noch die Chance zum Sieg. Auf Wolfskehler Seite strebte zunächst erneut Uli Höllenriegel nach Vorarbeit Manfred Schäfers gen SKG-Gehäuse, wurde aber wiederum von Mager aufgehalten, auf der Gegenseite vergab zunächst Langenfelder, ansonsten bei Gunther Schäfer in besten Händen, dann scheiterte Opitz aus kurzer Distanz an Gräf und schließlich hatte der TSV Glück, dass der Schiedsrichter bei einer elfmeterreifen Situation beide Augen zudrückte. In der Schlußphase haderte allerdings auch unser Team mit dem Referee, unterband er doch zwei Großchancen von Martin Ewald und Uli Höllenriegel durch zweifelhafte Abseitsentscheidungen. So blieb es beim insgesamt leistungsgerechten 0:0 Unentschieden.
Es spielten: Gräf, Wenner, Klett, Clemens Hammann (60. Werner), J. Turnsek (80. Sonntag), Jäger, G. Schäfer, Nagel, M. Schäfer (60. M. Ewald), Höllenriegel.
Die Reservemannschaft zeigte im letzten Saisonspiel eine ihrer besten Leistungen und kam zu einem für die Gäste noch schmeichelhaften 5:1 (3:1) Erfolg. Nachdem der Sieg bereits frühzeitig durch Treffer von Ruben Werner, Volker Ewald (2), Ismael Funes und Norbert Jung feststand, wurden noch zahlreiche klare Torchancen herausgespielt, die Verwertung ließ allerdings zu wünschen übrig.
Es spielten: Kaniak, Blodt (60. Jung), Weissmann, Adam (60. König), Schuchmann, A. Turnsek, Werner (46. Schilling), Engel, V. Ewald, J. Schäfer, Funes.