Am 13.10.2012 richtete das just am gleichen Tag neu eröffnete Dojo Sochin, das Roger Scheiner in Frankfurt Nied in den ehemaligen Dojo-Räumen von Risto Kiskiilä aufgebaut hat, einen Lehrgang der anderen Art aus: "Kata meets Kumite" war das Motto.
Als Senseis konnte Roger Julian Chees und Detlef Krüger gewinnen, die jeweils eine Unter- und Oberstufeneinheit zum Thema Kata und Kumite anboten. Eine spannende Kombination. Julian nahm in der Unterstufeneinheit die Kata Heian Shodan auseinander und bot den leider wenig vertretenen Teilnehmer eine tollen Einblick in das dazu passende Bunkai.
Die Oberstufe war hingegen gut besucht. Julian übte zuerst die Kata Nijushiho, um anschließend in der ihm eigenen und fantastischen Art nicht nur offensichtliches Bunkai abzuleiten. Vielmehr rückte er die kleinen, vermeintlich unwichtigen Bewegungen in den Vordergrund, wie beispielsweise die Ausholbewegung am Anfang der Kata, die zur Deai-Technik wird und so dem Karateka einen ganz anderen Blickwinkel eröffnet. So wurde mehr als deutlich, dass eine Ausholbewegung einen Sinn hat und eine vollwertige Technik ist. Trivial waren die von Julian beeindruckend gezeigten Anwendungen natürlich nicht, aber mit seinem Spaß an der Sache und unermüdlicher Hilfe bei den einzelnen Teilnehmern war am Ende jeder in der Lage das Bunkai auszuführen.
Detlef Krüger, spezialisiert auf Kumite, bat der Oberstufe an, die Unterstufeneinheit mitzumachen. So standen die vier Unterstufengurte nicht ganz allein da. Entsprechend der niedrigsten Graduierung unterrichtete er die diversen Schrittfolgen, die im Kumite genutzt werden. Ganzer Schritt sowie Gleitschitt vorwärts und rückwärts. Aus dem Stand wurden Angriffe gegen eine Handpratze, die der Partner vor den Bauch hielt, wechselweise geübt. Die Oberstufe war sicherlich nicht unterfordert und für die Unterstufe war volle Konzentration angesagt. Mit vielen Partnerwechseln und häufigen Wiederholungen konnten am Ende alle die geübten Bewegungsfolgen flüssig umsetzen und hatten zusätzlich ihre Handgelenke mit dem Training an den Handpratzen gestärkt. In der zweiten Einheit war die Finte Schwerpunkt. Ziel für die Oberstufe war es, eine Fintentechnik so auszuführen, dass sie im Ansatz nicht von der eigentlichen Technik zu unterscheiden ist. Kizami-Zuki mit und ohne Finte wurde am Partner in allen Varianten vielfach geübt. Gelang es, den vorgetäuschten Kizami-Zuki so echt auszuführen wie den echten, verlockte das den Partner zum Block. Mit direkt nachgesetzten Kizami-Zuki gelang es dann immer, einen Treffer zu erzielen. Jeder dürfte in dieser Einheit ein solches Aha-Erlebnis gehabt haben.
Nach dem schweißtreibenden Training stellte sich Sonja Weller der Prüfung zum 2. Kyu und Daniel Goldfuß der Prüfung zum 4. Kyu. Eine echte konditionelle Herausforderung nach in Summe vier Stunden wirklich anstrengendem Training. Der Prüfer, Thomas Specht, 5. Dan JKA, schenkte den beiden nichts. Ausführlich wurde das Kihon abgefragt. Die jeweils relevante Kumiteform mussten die beiden zusammen zeigen und jeder musste die Prüfungskata des anderen mitlaufen. Last but not least sollten sie noch die Kata Heian Nidan zeigen. Beide zeigten sehr gute Techniken und vollen Einsatz. Die Prüfung haben sie natürlich bestanden und wir gratulieren herzlichst zu der wohl verdienten nächsten Gürtelstufe und wünschen für die Zukunft alles Gute. Gleichzeitig bleibt unsere Erwartungshaltung damit verbunden, dass sowohl Sonja als auch Daniel weiterhin bestrebt sein werden, ihre Karate-Techniken weiter zu vervollkommnen und auch in Zukunft regelmäßig am Training teilzunehmen.
Resümee: Ein sehr gelungener Lehrgang mit zwei Meistern, die in der Lage sind mit einfachen Mitteln ihren Schülern beizubringen, auf was es ankommt. Bleibt dem KD Sochin zu wünschen, dass der gelungene Auftakt dem Dojo viele Mitglieder und eine erfolgreiche Zukunft beschert. Die Räumlichkeiten wurden auf jeden Fall toll renoviert. Auch wenn das ein oder andere noch nicht fertig war, tat das dem Spaß am Lehrgang keinen Abbruch. Danke für die Gastfreundschaft und Danke an Thomas Specht, dass er sich als Prüfer zur Verfügung gestellt hat.